Rote Rosen für Lüneburg

Ein Beitrag von Patricia da Costa und Anna Fahr

Rote Rosen für Lüneburg – die Heidestadt als Filmkulisse

Historische Hansestadt, romantische Heide-Metropole oder auch Stadt auf dem Salz – seit 2006 trägt Lüneburg noch einen weiteren Beinamen: Stadt der „Roten Rosen“. An mindestens zwei Tagen in der Woche dreht das Produktionsteam der Kult-Telenovela in den Straßen Lüneburgs und Umgebung. Reale Gebäude, Straßen und Plätze werden so zu fiktiven Handlungsorten – einige Schauplätze bekommen sogar eine neue Identität. Eine Auswahl der beliebtesten Drehorte zeigt, was Fans in der Heidestadt erwartet.

Starke Frauen, große Gefühle und ganz viel Herzschmerz: Im Mittelpunkt der Telenovela „Rote Rosen“ steht eine Frau über 40, die einen Neuanfang wagt. Seit der ersten Folge ist Lüneburg die Heimat der Rosen und damit Schauplatz der Fernseh-Dramen um Liebe und Heimlichkeiten, Freundschaft, Familie und Karriere. In Kapiteln von je 200 Folgen erzählt „Rote Rosen“ die Geschichten der Hauptdarstellerin. Seit über zehn Jahren versammelt die Nachmittagssendung ein treues Publikum vor den Bildschirmen. Mit durchschnittlich mehr als anderthalb Millionen Zuschauer*innen hat das zugkräftige Format Lüneburgs Bekanntheit enorm gesteigert.

Lüneburg als Hauptdarsteller der Herzen

Lüneburg und die „Roten Rosen“ blicken auf eine gemeinsame Erfolgsgeschichte. Doch diese Symbiose war nicht immer selbstverständlich. Auch Hannover stand zu Beginn als möglicher Produktionsstandort zur Debatte. Letztlich fiel die Wahl jedoch auf die beschauliche Heidestadt: Lüneburgs historischer Stadtkern, die verwinkelten Gassen, die wunderschönen Altstadthäuser mit ihren prägnanten Giebeln erwiesen sich als ideale Kulisse für die romantischen Liebesgeschichten der Telenovela. Die stets wiederkehrenden Motive wecken bei vielen Zuschauer*innen den Wunsch, einmal selbst auf den Spuren der Schauspieler*innen zu wandeln.

Ein Sechser im Lotto für den Tourismus

„Rote Rosen“ hat sich zu einem touristischen Zugpferd für die Region entwickelt. Aus ganz Deutschland strömen Tourist*innen nach Lüneburg, um die Drehorte mit eigenen Augen zu sehen – so wie auch andernorts Stätten von Kinofilmen und TV-Serien schon zu Attraktionspunkten des Filmtourismus geworden sind. Besonders reizvoll ist es für Fans, die Dreharbeiten in der Stadt zu beobachten und mit etwas Glück als Passant*in oder Cafébesucher*in selbst Teil der Telenovela zu werden.

Die Stadt ist zu einem Pilgerort für „Rote-Rosen“-Fans geworden und empfängt ihre Gäst*innen mit thematischen Stadtführungen und Kutschfahrten zu den Außendrehorten sowie Tages- und Übernachtungsangeboten. Seit Beginn der Ausstrahlung sind die Übernachtungszahlen um mehr als 40 Prozent gestiegen. Ein weiterer Höhepunkt ist der von der Produktionsfirma veranstaltete „Rote-Rosen“-Fantag, der Fans ermöglicht, ihre Stars zu treffen, Autogramme zu ergattern oder ein Foto mit der*m Lieblingsschauspieler*in zu machen. Jedes Jahr lockt der Fantag bis zu 4000 Tourist*innen nach Lüneburg – unter touristischen Gesichtspunkten ein Sechser im Lotto.

Dreharbeiten im Akkord

Zeitdruck gehört für die Filmcrew zum Alltag dazu – zwei Teams der Produktionsfirma Studio Hamburg Serienwerft sind ständig im Einsatz. Während ein Team in der Lüneburger Innenstadt und dem Umland unterwegs ist, laufen im Fernsehstudio schon die Kameras. Hier dreht das zweite Team die Innenaufnahmen. Die Produktionsweise mutet industriell an: Jeden Tag entsteht eine „Rote-Rosen“-Folge – das entspricht rund 250 Fernsehminuten in der Woche.

Anders als viele „Rote-Rosen“-Fans erwarten liegt das Studiogelände außerhalb der Innenstadt in einem Industriegebiet an der Lilienthalstraße. Bei Interesse können Fans auch das Studiogelände besichtigen und die aktuellen Kulissen der jeweiligen Staffel bestaunen.

Auf der Suche nach dem Salzmarkt

Bei aller Euphorie werden Fans in Lüneburg bei der Besichtigung der Drehorte mitunter auch ein wenig enttäuscht, denn einige Schauplätze aus der Telenovela existieren nur im Studio. So wurde beispielsweise der „Salzmarkt” – der mit dem Kopfsteinpflaster und den hübschen kleinen Häusern im Hintergrund der Szenen so charakteristisch für Lüneburg wirkt – im Studio gebaut, und auch die „Sülfmeistergasse”, die mit ihrem Namen auf die Lüneburger Stadtgeschichte anspielt, ist eine fingierte Kulisse. Zwar wirken die Orte im Fernsehen echt, in Wirklichkeit reichen die Gebäudefronten jedoch nur bis zu drei Metern in die Höhe und werden von den Scheinwerfern im Studio angeleuchtet; der Rest entsteht als virtuelle Welt im Computer. Um den Lüneburg-typischen Charme zu erzielen, hat sich das Produktionsteam zudem allerhand einfallen lassen. So wurden für die Kulisse des Salzmarkts zum Teil Häuser nachgebaut, die es tatsächlich in Lüneburg gibt, und mit verschiedenen Materialien wie Holz und Gipssteinen experimentiert, um das Kopfsteinpflaster der Hansestadt originalgetreu nachzubauen. Trotz der detailreichen Bearbeitung der Studiokulissen legt das Produktionsteam dennoch viel Wert auf Authentizität und dreht auch weiterhin in Lüneburgs schönsten Straßen.

Der Lüneburger Marktplatz

Ein Mann mit Warnweste sperrt den Platz mit rot-weißem Flatterband ab, umringt von neugierigen Zuschauer*innen der Dreharbeiten. Die Schienen liegen bereit für die Kamerafahrt; die Filmcrew überprüft ein letztes Mal die Beleuchtung. Aus der Garderobe eilen zwei Schauspielerinnen herbei – bereit für die nächste Szene.

  • Lüneburger Marktplatz und historisches Rathaus © Da Costa/Fahr
    Lüneburger Marktplatz und historisches Rathaus © Da Costa/Fahr

Regelmäßig verwandelt sich der Lüneburger Marktplatz in einen Drehort. Für die Dreharbeiten ist vor allem eines nötig: Platz. Zweimal in der Woche ist Marktzeit auf dem großen Platz inmitten der Lüneburger Altstadt – gerade an diesen Tagen werden Fans das Produktionsteam daher nicht antreffen. Gleiches gilt für die Weihnachtszeit: Da es in der Telenovela keine Feiertage gibt, gastiert der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz Jahr für Jahr ohne die „Roten Rosen“. Um dem Marktplatz dennoch eine gewisse Geschäftigkeit zu verleihen, arbeitet die Requisite mit Hochdruck. Bei jedem Dreh wird der Platz mit Sitzgelegenheiten hergerichtet; Kompars*innen laufen kreuz und quer über das Kopfsteinpflaster. Tourist*innen stellen jedoch schnell fest, dass die Lüneburger die unebenen Flächen nicht ohne Grund meiden und stattdessen die Gehwege nutzen.

Das historische Rathaus

Früher lenkten hier Sülfmeister und Ratsherrn die Geschicke der Stadt, heute ist es der Hauptsitz der Stadtverwaltung: Das um 1230 errichtete Lüneburger Rathaus gilt als das größte erhaltene mittelalterliche Rathaus Norddeutschlands. Fans der „Roten Rosen“ sind mit dem Antlitz des imposanten Gebäudeensembles bestens vertraut. Die prachtvolle Barock-Fassade zählt zu den häufigsten Einstellungen in der Telenovela. Was viele Zuschauer nicht wissen: Barock war die Fassade des Rathauses nicht immer. Tatsächlich stammen die meisten Gebäude des Historischen Rathauses aus der Epoche der norddeutschen Backsteingotik und Renaissance. So war die Außenfront ursprünglich einmal eine gotische Fassade, die jedoch einem Unwetter Anfang des 18. Jahrhunderts zum Opfer fiel.

Wer als Fan der „Roten Rosen“ auch einen Blick in den Ratskeller werfen möchte, wird überrascht sein: In der Telenovela betreten die Darsteller*innen das Rathaus stets durch den Vordereingang an der prächtigen Ost-Fassade. Dieser Eingang ist jedoch heute nicht mehr existent. Sowohl die Lüneburger Bürgermeisterin als auch die Mitarbeiter*innen im Rathaus nutzen einen Seiteneingang, um hinein zu gelangen. Da ein profaner Seiteneingang jedoch den Wiedererkennungswert des Rathauses in der Telenovela beeinträchtigen würde, ist die Filmcrew für gewöhnlich an der Schauseite zum Marktplatz anzutreffen.

Wenn bei den „Roten Rosen“ die Hochzeitsglocken läuten, finden die Feierlichkeiten im Fürstensaal des Rathauses statt. Der gotische Prunksaal dient seit jeher als Tanz- und Empfangssaal – hier feierte die städtische Obrigkeit ihre Feste und führte Gäst*innen Reichtum und Einfluss der Salz- und Hansestadt vor Augen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Fürstensaal heute um eine Außentraustelle des Standesamts; Filmcrews haben hier jedoch keinen Zutritt. In Wirklichkeit dreht das „Rote-Rosen“-Team daher ein paar Straßen weiter im Festsaal des Restaurants Krone in der Heiligengeiststraße.

Um dem unverkennbaren Glockenspiel des Rathausturms zu lauschen, sollten Fans in den Sommermonaten anreisen, denn die einundvierzig Glocken aus Meißner Porzellan mit Melodien des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz sind nur zwischen Mai und Oktober zu hören. In der Telenovela erklingt das Glockenspiel hingegen ganzjährig.

Drehorte rund um das historische Rathaus

In der Waagestraße südlich des Rathauses  können Fans zudem den Eingang zum Rathausgarten entdecken – auch hier spielten schon einige Szenen der „Roten Rosen“. Wer sich stattdessen nördlich des Rathauses hält und der Straße Am Ochsenmarkt folgt, trifft geradewegs auf die Ratsbücherei in der Straße Am Marienplatz. Der Anblick des Eingangs dürfte vielen Fans noch in Erinnerung sein, denn in der Telenovela diente die Ratsbücherei in früheren Zeiten als Apotheke.

In unmittelbarer Nähe des Rathauses und Marktplatzes steht das Heinrich-Heine-Haus – in der Telenovela besser bekannt als Stadtamt. In dem ehemaligen Wohnsitz der Eltern des Dichters Heinrich Heine befindet sich in Wirklichkeit jedoch nicht etwa das Büro des Bürgermeisters, sondern das Lüneburger Standesamt sowie verschiedene kulturelle Einrichtungen mit eigenen Veranstaltungsräumen. Der Renaissance-Bau aus dem 16. Jahrhundert zählt zur Lüneburger Patrizierarchitektur und ist daher auch für Kunst- und Architekturliebhaber*innen interessant. Gleich daneben befindet sich das Landgericht, das in der Telenovela schon Gerichtsgebäude und Gefängnis mit Sitz in Düsseldorf war.

  • Landgericht © Da Costa/Fahr
    Landgericht © Da Costa/Fahr

Am Stintmarkt

Den Lüneburger*innen dürfte der Anblick eines Kamerateams rund um den Stintmarkt bereits vertraut sein, denn der historische Hafen im Lüneburger Wasserviertel ist ein besonders beliebter Drehort für Außenaufnahmen und bietet mit Blick auf die alten Giebelhäuser, die benachbarte Brausebrücke und die Terrassen der Restaurants an der Ilmenau eine malerische Kulisse mit hohem Wiedererkennungswert für die Fans der Telenovela. Unter anderem werden hier die Intros jeder Staffel gedreht und gern Motive wie der alte Kran und die Weide am Wasser für den Szenendreh verwendet. Seinen Namen verdankt der Stintmarkt übrigens einem kleinen, lachsartigen Fisch – dem Stint – mit dem im Mittelalter am historischen Hafen gehandelt wurde. Heute befindet sich hier die längste, zusammenhängende Kneipenmeile Lüneburgs. Direkt an der Brücke neben dem alten Kran steht zudem das Hotel Altes Kaufhaus, welches in der Telenovela schon als der Bioladen „Bio Mertens” fungierte.

  • Alter Kran und Brausebrücke © Da Costa/Fahr
    Alter Kran und Brausebrücke © Da Costa/Fahr

Das Hotel Bergström

In unmittelbarer Nähe zum alten Hafen können „Rote-Rosen“-Fans einen der wichtigsten Schauplätze der Telenovela im Lüneburger Wasserviertel entdecken: Das Hotel Bergström dient mit seiner Außenfassade und dem Eingangsbereich als Kulisse für das Hotel „Drei Könige”, das in der Serie einen zentralen Schauplatz für das Geschehen rund um die Protagonisten darstellt. Insgesamt besteht das 4-Sterne-Hotel neben dem charakteristischen Hauptgebäude aus sechs restaurierten Gebäuden im Wasserviertel. Was viele Fans überrascht: Das Hotel sieht von innen ganz anders aus als in der Telenovela, denn alle Innenaufnahmen werden im Studio gedreht. Nur ein Strauß Rosen auf einem Tisch im Eingangsbereich erinnert an die Verbindung des Hotels zu seinem Serien-Pendant. Im „Drei Könige” befindet sich zudem ein Restaurant, das „Carla’s”. In der Realität dient das Restaurant „Marina Café” neben dem Hotel Bergström als Kulisse für Aufnahmen der Außenfassade; lediglich das Schild des echten Restaurants wird für die Dreharbeiten überklebt.

  • Marina Café © Da Costa/Fahr
    Marina Café © Da Costa/Fahr

Außerhalb der Innenstadt: Kurpark und Blumenhof Müller

Neben zahlreichen Drehorten in der Lüneburger Innenstadt nutzt das Produktionsteam der Telenovela auch Schauplätze, die sich etwas außerhalb des Stadtzentrums befinden. Ein beliebter Drehort für Außenaufnahmen in der Natur ist der Kurpark. Südlich gelegen von der Innenstadt und direkt an der Salü-Salztherme lädt der 23 Hektar große Park Besucher zum Entspannen, Spazierengehen und Verweilen ein. Das weitläufige Gelände wurde 1907 in der Tradition der englischen Landschaftsgärten angelegt und ist bis heute eine Oase der Erholung gleichermaßen für Bewohner*innen und Besucher*innen der Stadt Lüneburg. Die Produktionsfirma der Telenovela dreht hier besonders häufig Szenen, die im Garten des Klinikums Lüneburg spielen.

Ein weiteres Hauptmotiv, das immer wieder in der Telenovela als Schauplatz zahlreicher Szenen dient, ist die „Gärtnerei Albers“, deren wechselnde Eigentümerinnen zu den Hauptfiguren der „Roten Rosen“ gehören. Als Drehort für die Außenaufnahmen der Gärtnerei wird der Blumenhof Müller in Oedeme, dem zweitgrößten Stadtteil Lüneburgs, genutzt.

  • Kurpark © Da Costa/Fahr
    Kurpark © Da Costa/Fahr

Drehorte bei Lüneburg: Krusenhof und Kloster Lüne

Schon etliche Szenen spielten sich hier ab: Der Krusenhof in Süttorf in der Gemeinde Neetze ist ein Drehort der ersten Stunde. In der Telenovela dient er dem „Gutshof Flickenschild“ als Kulisse, wo der Hoteldirektor „Gunter Flickenschild“ seit der zweiten Staffel seinen Wohnsitz hat. Der schöne alte Bauernhof in der Lüneburger Heide steht seit dreißig Jahren unter Denkmalschutz und ist mittlerweile ein beliebtes Ausflugsziel für treue „Rote-Rosen“-Fans geworden; der derzeitige Besitzer hat sogar einen Briefkasten mit dem Adressaten „Gunter Flickenschild” für Fanpost zwischen den Briefkästen der realen Bewohner*innen am Hauseingang aufgestellt.

Das Kloster Lüne bei Lüneburg ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster und wurde 1172 gegründet. Seit dem 18. Jahrhundert ist es ein evangelisches adliges Damenstift unter der Leitung von Äbtissin Reinhild von der Goltz und gewährt Besuchern Einblicke in die Tradition der 845-jährigen Klostergeschichte. In der im gotischen Stil erbauten Klosteranlage werden unter anderem alle Kirchen-Szenen der Telenovela gedreht. „Rote-Rosen“-Fans ist das Kloster unter dem Namen „Kloster Ilme“ bekannt. Besucher*innen können die Kirchengebäude mit Führungen von April bis Oktober besichtigen; direkt gegenüber dem Kircheingang gibt es ein Kloster-Café mit integriertem Restaurant und einem Außengelände.

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